TAUFE DES HERRN
Evangelium nach Matthäus (3,13-17)
Die Evangelien wollen an erster Stelle über das Wirken Gottes in Menschen und dann besonders in Jesus erzählen. Aber wie soll man solche Erfahrungen mit Gott beschreiben? Worte reichen dazu nicht aus. Die Evangelisten verwenden deswegen auch viele Bilder und Symbole, die oft aussagekräftiger sind. So auch bei der Erzählung über die Taufe von Jesus im Jordan.
Alle vier Evangelien erzählen davon, aber mit erheblichen Unterschieden. Die Version von Matthäus haben wir gerade gehört. Dabei fällt auf, dass er einen Dialog zwischen Johannes und Jesus wiedergibt, wo Johannes sagt, er sollte sich eher von Jesus taufen lassen, statt umgekehrt. Warum kommt dieser Dialog in den anderen Evangelien nicht vor? Warum finden diese ihn nicht so wichtig und lassen ihn weg?
Was ist in dieser Erzählung überhaupt wichtig? Die Taufe selbst wird nicht beschrieben. Der Höhepunkt kommt anschließend an die Taufe und zwar in der Stimme Gottes, die sagt: »Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.“ Merkwürdig! Bei Markus und Lukas sagt Gott direkt zu Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Matthäus lässt Gott aber in der dritten Person sprechen. Zu wem? Nicht zu Jesus, sondern zu den Lesern und Hörern des Evangeliums. Gott richtet seine Botschaft an uns.
„Jesus ist mein geliebter Sohn.“ Jesus ist der Sohn Gottes. Wie sollen wir das verstehen? Er kann doch nicht der physische Sohn sein, gezeugt wie alle menschlichen Söhne? Im Alten Testament wird auch der König „Sohn Gottes“ genannt, ja vom ganzen Volk wird sogar gesagt: „Dies Volk ist Gottes Sohn“. „Sohn Gottes“ ist also ein Bild, das nicht eine Aussage machen will über das Wesen von Jesus, sondern über seine Beziehung, sein Verhältnis zu Gott. Für Jesus ist Gott wie ein Vater. Für Gott ist Jesus wie ein Sohn.
Um das besser verstehen zu können, müssen wir auf unsere menschlichen Erfahrungen zurückgreifen. Wird von einem jungen Mann nicht oft gesagt: „Er ist ganz der Vater“, weil man eine bestimmte Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn feststellt? Dieser Sohn trägt ‘Wesenszüge’ seines Vaters. Er hat ähnliche Gesichtszüge, Haltungen, wie sein Vater. Er redet so, ja er handelt so wie sein Vater. In diesem Sohn kann man den Vater erkennen. Aber trotzdem: Der Sohn ist nicht der Vater und der Vater ist nicht der Sohn.
Diese menschliche Erfahrung wird nun auf das Verhältnis von Jesus zu Gott übertragen. Jesus ist der Sohn, er ist „ganz der Vater“. Er denkt und handelt wie Gott. In Jesus kann man „Züge Gottes“ erkennen. Das heißt nicht, dass Jesus Gott ist. Der Sohn ist nicht der Vater. Jesus nennt sich selber nie Gott. Er unterscheidet immer ganz klar zwischen ihm und Gott. Er redet mit seinen Freunden über „Mein Vater und euer Vater, mein Gott und euer Gott“. Er sagt: „So sollt ihr beten: Vater unser...“, „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ Gott ist auch unser Vater, auch wir sind seine Söhne und Töchter!
Aber die Beziehung von Jesus zu Gott ist unheimlich intensiv. „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ „Der Vater und ich sind eins.“ „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.“ „(dann) werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin.“ „... der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll.“ „Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke.“
Das sind starke Aussagen von Jesus, die seine intensive, zutiefst innere und intime Verbundenheit mit Gott zum Ausdruck bringen wollen. Deswegen ist Jesus für uns so wichtig, weil wir durch ihn Gott kennen lernen können. An der Lebens-, Denk- und Handlungsweise von Jesus können wir ablesen, wie Gott zu uns steht. Deswegen können wir sagen: „Ich glaube an Jesus, den Sohn Gottes.“